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Die geschichtliche Entwicklung der Bildtelegraphie

Pages 310 - 318

Die telegraphische Übertragung von HandschriftenZeichnungen geht bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück (1800s, AOB). Bei den ersten Versuchen von Bain und Bakewell in England wurde die zu übertragende Handschrift oder Zeichnung mit einer die Elektrizität nicht leitende Tinte auf eine Metallfolie aufgetragen; die Folie wurde im Sender auf einen Metallzylinder gewickelt, der drehbar eingerichtet war, und eine Metallstift, der sich ähnlich den Taststiften der früheren Phonographen bei jeder Drehung des Zylinders ein wenig in der Richtung der Zylinderachse verschob, tastete die Folie in einer engen Schraubenlinie ab. Ein Strom, der über den Taststift und die Folie zu einem entfernten Empfangsorte geleitet wurde, wurde jedesmal unterbrochen, wenn der Taststift auf eine nichtleitende Stelle der Folie also auf eine Stelle der Handschrift oder Zeichnung traf. Diese primitive Sendemethode soll als teautographische Methode bezeichnet werden, oder auch als Methode der >>Kopiertelegraphen<<. Die aufeinander folgenden Stromunterbrechungen und Stromschlüsse hatten im Empfänger für die Rekonstruktion der Handschrift oder Zeichnung zu dienen. Bei den ersten, sogenannten elektrochemischen Empfängern wurde ein mit einer geeigneten Lösung getränktes Papier auf einer Metallzylinder gewickelt, der in seinen Dimensionen dem Sendezylinder entsprach und eine mit diesem synchrone Drehung erhielt. Auf dem papier ließ man wieder eine Metallspitze schleifen, die sich, wie der Taststift im Sender, bei jeder Drehung des Zylinders ein wenig in der Richtung der Zylinderachse verschob. Die vom Sender ankommenden Ströme wurden nun über den Empfangsstift und das feuchte Papier zur Erde geleitet; jedesmal wenn ein Stromstoß ankam, färbte sich das papier unter dem Stift ein wenig blau oder braun, während die Färbung ausblieb, wenn der Strom unterbrochen war. Bei synchronem Gang von Sender und Empfänger ergab sich auf dem Empfangspapier die Handschrift oder Zeichnung weiß auf blauem oder braunem Grunde. Neben dieser elektrochemischen Empfangsmethode, die noch den ersten Versuchen von Bain und Bakewell namentlich von dem italienischen Physiker Caselli zu Apparaturen durchgebildet wurde, die tatsächlich in Frankreich in den sechziger Jahren (of the 1800s, AOB) versuchsweise funktioniert haben, wurde auch bald elektrochemische Empfänger konstruiert, bei denen ein elektromagnetisch bewegter Schreibstift auf gewöhnlichem, weißen Papier Markierungen machte oder nicht, je nachdem ein Stromstoß ankam oder nicht. Mit Hilfe von solcher Empfänger, deren Grundprinzip zum ersten male Hipp angab, wurden gleichfalls bereits gegen Ende der sechziger Jahre (1800s, AOB) einfache Resultaten erzielt.

Die telautographische Sendung, der elektrochemische und der elektromechanische Empfang waren bis gegen Anfang dieses Jahrhunderts (thus, about 1900, AOB) die einzigen bildtelegraphischen Methoden, die gelegentlich praktisch zur telegraphischen Übertragung von Handschriften und Zeichnungen verwendet wurden. Bis in die neueste Zeit (thus about 1930, AOB) wurden weiter vervollkommnet und kommen auch heute noch für manche Anwendungen, wie wir weiter unten sehen werden, in Frage.

Neben diesen primitiven Ansätzen entwickelte sich seit 1873, dem Jahre der Entdeckung der Lichtemphindlichkeites des Selens (Abhängigkeit der Widerstände von Selenpräparaten von Belichtung ihrer Oberflächen) durch Smith und May, die photoelektrische Sendemethode. Die Abtastung der Elemente eines Bildes mit Hilfe einer Selenzelle mußte ja gestatten, nacheinander Ströme von einem Sendeorte zu einem Empfänger zu senden, die ihren Intensitäten den Helligkeiten der Bildelement entsprechen, und mit Hilfe der nacheinander eintreffenden Ströme mußte es möglich sein, das Bild im Empfänger zu rekonstruieren. Der Grund, aus dem man lange Zeit auf diesem Wege zu keinen praktischen Resultaten kam, lag zum großen Teil darin, daß die meisten Erfinder gleich zu hoch hinaus wollten und sich sogleich die Lösung des Problems des elektrischen Fernsehens vornahmen, das eine wesentlich größere Übertragungsgeschwindigkeit voraussetzt als das einfache Problem der elektrischen Fernphotographie, bei der die Transmissionszeit nur durch die praktisch Forderung begrenzt ist, daß durch eine allzulange Inanspruchnahme der Leitung nicht zu hohe Betriebskosten entstehen. Nach den systematischen Arbeiten von Werner von Siemens in Deutschland und Bidwell in England über die Lichtempfindlichkeit des Selens war es eigentlich nur Bidwell, der vor 1900 einige ernste Versuche anstellte, um mit Hilfe einer Selenzelle Schwarzweißbilder ziemlich grober Art (mit Bildelementen von 4 qmm) laboratoriumsmäßig zu übertragen und zwar mit Hilfe eines elektrochemischen Empfängers. Die Versuche wurden bald wegen zweier grundlegender Schwierigkeiten abgebrochen, erstens wegen der geringen Intensität der mit Hilfe der Selenzelle erzielten Ströme und zweitens wegen der Trägheit der Selenzellen, die nach Übertragung jenes einzelnen Elementes eine gewisse Wartezeit nötig machte, nach der erste der Übertragung des nächsten Elementes geschritten werden konnte.

Professor Dr. A. Korn

Als ich (Prof. Dr. A. Korn) im Jahre 1901 an das Problem der elektrischen Fernphotographie herantrat, hatte ich Bidwell gegenüber zwei Vorteile: Einmal hatte ich besonders gute Selenzellen zur Verfügung, der von Giltay in Delft (Firma Kipp & Zonen) hergestellt wurden, und ich hatte mir in Gestalt einer Glimmlichtröhre zum ersten Male einen photographischen Empfänger zurecht gemacht, der vor den elektrochemischen Empfänger den Vorteil hatte, daß er sogleich ohne größere Schwierigkeiten zum Empfang von getönten Photographien (nicht bloß von Schwarz auf Weiß) benutzt werden konnte und der sehr geringe Ströme zur Steuerung des Empfängers benötigte. Die Glimmlichtröhre wurde von Tesla-strömen erregt, deren Intensitäten ich durch die Nadel eines D’Arsonvalschen Drehspul-Galvanometers steuerte. Die Trägheit dieser Steuerung und die Trägheit der Zellen ließen allerdings keine größere Transmissionsgeschwindigkeit zu, und die ersten über eine Fernleitung gesandten Photographien (1904 über die Telephonschleife München-Nürnberg-München) hatte eine Transmissionszeit von 42 Minuten, die noch keine praktische Anwendung zuließ; immerhin war gezeigt, daß die Lösung des Problems in den Grenzen der praktischen Möglichkeiten angelangt war. Ein wesentlicher Fortschritt gelang mir im Jahre 1906, indem ich einmal die Trägheitslösung durch eine Kompensationsmethode mit Anwendung zweier Selenzellen im Sender erheblich verminderte und ferner im Empfänger das auch bei geringer Stromstärke sehr rasch folgende Saitengalvanometer einführte, das aus einem zwischen den Polen eines Elektromagneten ausgespannten Metallfaden besteht und zum ersten Male 1895 von den französischen Ingenieur Ader zur Registrierung von Kabelströmen verwandt worden war. IN den Bildtelegraphie-Empfängern dient der Faden des Galvanometers als Blende für Lichtstrahlen, die auf das photographische Empfangspapier fallen. Die Übertragungszeit für einfache Porträts konnte auf 12 Minuten und bei etwas gröberer Rasterung auf 6 Minuten harabgedrückt werden. Nach Schleifenversuchen München-Nürnberg-München (1906) gelangen die ersten Fernübertragungen von München nach Berlin am 16. April 1907.Die französische Zeitschrift L’Illustration richtete eine bildtelegraphische Station in Paris ein, die englische illustrierte Zeitung Daily Mirror richtete eine bildtelegraphische Station in London ein, während die Firma Scherl in Berlin und München meine ersten bildtelegraphischen Apparate verwandte. Zwischen Paris und London wurde, nachdem im Oktober 1907 die ersten Bilder von Berlin nach Paris, im November 1907 die ersten von Paris nach London übertragen worden waren, täglich gearbeitet, und Daily Mirror veröffentlichte regelmäßig in seiner Morgenausgabe Bilder, die ihm von Paris aus später am Vorabend gedraht wurden; das Netz wurde durch eine Station in Manchester, im Jahre 1908 durch je eine Station Kopenhagen (Politiken) und Stockholm (Dagens Nyheter) erweitert. Schon im Jahre 1908 gelang es Daily Mirror, durch ein ihm aus Paris telegraphisch gesandtes Bild einen gesuchten Verbrecher zu identifizieren.

Zur damaligen Zeit standen die modernen Verstärkermethoden noch nicht zur Verfügung, und da die besten Selenzellen kaum mehr als 1 mA für die Linienströme hergaben, wurden die Übertragungen oft bei mangelnder Isolation der Linie gestört. Aus diesem Grunde wurde seit 1906 auch wieder der telautographischen Sendemethode größere Beachtung geschenkt, die mit stärkeren Linienströmen arbeiten konnte. Ich kombinierte mit dieser die photographische Empfangsmethode mit Hilfe des Saitengalvanometers. Es gelang auch, in praktisch zulässigen Zeiten mit Hilfe telautographischen Methode Photographien in Schwarz- und Weißbilder verwandte (die Sendeklischees waren ähnlich den Klischees für Zeitungsdruck, Metallfolien mit Chromgelatinebelag, die um den Sendezylinder gelegt wurden). Vorschläge, Photographien als Rasterbilder telautographisch zu senden, waren schon vorher mehrfach gemacht worden, doch konnte erst der photographische Empfang durch eine rapide Aufzeichnung gute Resultate in kurzen Transmissionszeiten bringen. Die telautographische Sendung wurde seit 1910 der Sendung mit Hilfe von Selenzellen vorgezogen, bis die moderne Verstärkertechnik in der Nachkriegszeit (> 1918, AOB) der phototelegraphischen Methode wieder entscheidenden Vorsprung brachte. Immerhin hatte die telautographische Methode viele Erfolge zu verzeichnen, nicht nur durch die täglichen Übertragungen Paris-London für Daily Mirror in den Jahren 1909 bis 1914, sondern auch in vielfachen Übertragungen für die Presse von Berlin nach Paris, von Paris nach Monte Carlo und umgekehrt. Die Ausstellung meiner Apparate auf der Welt-Ausstellung in Turin (1911), die dort mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurden, weckte neues Interesse. Dank einem Vorschlage des damaligen Fürsten von Monaco wurde die Fernsprechleitung Paris-Monaco im Winter 1911 bis 1912 jeden Abend eine Stunde für bildtelegraphische Übertragungen von der französischen Telegraphenverwaltung zur Verfügung gestellt. In jenem Winter wurden außerordentlich wichtige Erfahrungen gesammelt.

Schon vor dem Kriege (1914 - 1918, AOB) begannen Versuche der drahtlosen Bildübertragung, wenn diese auch erst nach der Ausbildung der modernen Verstärkertechnik zu praktischer Bedeutung gelangen konnte. Der Gedanke, Kopiertelegraphen auch drahtlos zu betreiben, kam bald nach den ersten Erfolgen der drahtlosen Telegraphie, aber die geringe Zahl von Zeichen pro Sekunde, die zu jener Zeit die drahtlose Technik gestattete, ließ natürlich eine praktische Transmissionsgeschwindigkeit für drahtlose Kopiertelegraphen nicht aufkommen. Meine ersten Vorschläge bezüglich eines photographischen Empfängers für drahtlose Kopiertelegraphen aus dem Jahre 1910 konnten solange noch keine durchschlagende Wirkung erzielen, wie die Geschwindigkeit der drahtlosen Zeichen nicht mit deb erreichbaren Reproduktionsgeschwindigkeiten der photographischen Empfänger Schritt hielt. Erst während des Krieges (1914 - 1918, AOB), nachdem durch Leitungsübertragungen noch dem Hauptquartier das militärische Interesse für die Bildtelegraphie erregt war, erwachte der Wunsch, von Flugzeugen aus drahtlos Skizzen schnell zu übermitteln, und von nun an, im Zeitalter der Elektronenröhren, ging die Entwicklung der drahtlosen Bildtelegraphie rasch vor sich, zuerst mit mechanischen Tastrelais im Sender für einfache Kopiertelegraphen. Bald konnten diese, dank den Verstärkerröhren, ausgeschaltet werden, und nicht bloß die telautographische, sondern auch die phototelegraphische Methode kamen drahtlos zu transmissionsgeschwindigkeiten, die von Leitungsübertragungen über längere Leitungen wegen der Ladungserscheinungen der letzten nicht mehr erreicht werden konten. In der tat sind nun auch die Trägheitsschwierigkeiten, die der Photographischen Sendung vor der Ausbildung der modernen Verstärkungstechnik anhaften, beseitigt. Man kann Zellen verwenden, die weit geringere Trägheit aufweisen als die früher verwandten Selenzellen, im besonderen kamen die Alkalizellen an die Front, die auf den lichtelektrischen Entdeckungen von Hertz und Hallwachs fußend, von Elster und Geitel vervollkommnet, zum ersten Male schon 1909 von der Münchener Ingenieur Rosenthal für bildtelegraphische Sender an Stelle von Selenzellen vorgeschlagen worden waren. Rosenthal war zu seinen Versuchen durch meine ersten Übertragungen München-Berlin angeregt worden. Ich wohnte seinen ersten Versuchen bei, die zu keinen praktischen Erfolgen führen konnten, weil die erregten Ströme viel zu schwach waren, um über längere Leitungen gesandt zu werden und am Empfangsorte mit Erfolg einen bildtelegraphischen Empfänger zu steuern. Als nach dem Kriege (>1918, AOB) die enormen Verstärkungen mit Hilfe von Elektronenöhren möglich wurden, ging man daran, die Alkalizellen heranzuziehen.

Angeregt durch die Wünsche der Preußischen Polizei, praktische bildtelegraphische Geräte für ihre Zwecke zur Verfügung zu haben, verband sich die C. Lorenz Aktiengesellschaft mit mir, und es begannen die weiteren Vervollkommungen der Bildtelegraphie nach dem System Lorenz - Korn. Für die Zwecke der Polizei wurde die phototelegraphische Methode mit Alkalizellen als Tastzellen als geeignetste erkannt. Das zu übertragende Bild wird in der Form einer einfachen Photographie oder als Schwarzweißbild um einen Zylinder gewickelt, der sich gleichmäßig dreht und bei jeder Drehung 1/4 mm in der Richtung seiner Achse verschoben wird. Das Licht einer hellen, konstanten Lichtquelle (z.B. einer Auto-Scheinwerferlampe) wird durch eine Linse auf ein Bildelement (1/16 qmm) konzentriert, und das diffus reflektierte Licht fällt (unter Einschaltung einer Linse) auf eine Alkaliezelle, durch die elektrische Ströme ausgelöst werden, die in ihrer Intensität den Helligkeiten der abgetasteten Bildelemente entsprechen. Diese Ströme, genügend verstärkt, gehen nun entweder über eine Leitung zum Empfänger (event. überlagert über einen Wechselstrom höherer Frequenz, entsprechend den Methoden der Vielfach-Tonfrequenz-Telegraphie) oder sie steuern in einem drahtlosen Sender die Aussendung von Hertzschen Wellen entweder nach Art der Telegraphiesendung, wenn es sich um Übertragung von Schwarzweiß handelt, oder nach der Übertragungsmethode (Überlagerung über eine Mittelfrequenz). Mit Rücksicht darauf, daß bei drahtlosen Übertragungen auf große Entfernungen bezüglich der Energie abgestufte Zeichen nicht leicht als Zeichen proportionaler Abstufung empfangen werden können, werden Photographien im allgemeinen bei drahtloser Übertragung als Rasterbilder gesandt. Im Empfänger wird ein photographisches Papier um einen Zylinder gewickelt, der in einem lichtdichten Kasten synchron mit dem Sendezylinder rotiert und sich wie dieser bei jeder Umdrehung 1/4 mm in der Richtung der Zylinderachse verschiebt. Das Licht einer konstanten, hellen Lichtquelle (z.B. Auto-Scheinwerferlampe) wird durch eien feien Spalt oder eine feine dreieckige Öffnung des Empfangskastens auf ein Element des Empfangspapier gelenkt, und es wird der Faden eines Saitengalvanometers als Blende in den Gang der Lichtstrahlen so eingeschaltet, daß die Helligkeit des auf das Empfangspapier fallenden Lichtes durch die Ablenkungen des Saitengalvanometers gesteuert wird, die ihrerseits von den ankommenden telegraphien Zeichen abhängig sind. Das Licht der Empfangs-Lichtquelle wird zunächst mit Hilfe einer Linse auf den Faden des Saitengalvanometers konzentriert, und mit Hilfe einer zweiten Linse wird der Faden auf die Öffnung des Empfangskastens so projektiert, daß er sie im allgemeinen verdeckt, wenn keine Zeichen von Sender eintreffen. Bei ankommenden Zeichen macht der Schatten des Fadens die Öffnung frei (bei Schwarz und Weiß), bzw. er verdeckt die Öffnung mehr oder weniger (bei getönten Photographien); Licht dringt durch die Öffnung in den Empfangskasten und wird durch eine kleine Linse auf ein Element (1/16 qmm) des Empfangspapiers gesammelt. Auf diese Weise wird, Element für Element, Zeile für Zeile, das Bild auf dem Empfangspapier photographisch reproduziert.

Die Übertragungsgeschwindigkeit ist bei den Anwendungen der Polizei gewählten Apparaten dadurch gekennzeichnet, daß die Zylinder im Sender und Empfänger bei einem Umfange von 20 cm drei Umdrehungen in der Sekunde machen, so daß also in der Sekunde 2400 Bildelemente von 1/16 qmm übertragen werden. bezüglich der Präzision ist in der tat die leistung etwas größer, als man zweckmäßig die Länge des Bildelementes in der Richtung der Übertragung etwas kleiner wählt und dadurch eine bessere Zeichnung erhält, als sie eigentlich der Zerlegung in Bildelemente von 1/16 qmm entspricht. Das Saitengalvanometer folgt dieser Transmissionsgeschwindigkeit ohne Schwierigkeit, es würde noch erheblich größere Geschwindigkeiten zulassen, doch sind diese aus anderen Gründen praktischer Art in diesem Falle bisher nicht gewählt worden.

Besondere Sorgfalt wurde der Synchronisierung von Sender und Empfänger zugewandt. Die alte Start-Stop-Synchronisierung, die darauf beruht, daß dem Empfangszylinder absichtlich eine etwas größere Umdrehungsgeschwindigkeit gegeben wird als dem Sendezylinder und daß nach jeder Umdrehung ein Anhalten des rascher laufenden Zylinders bis zu einem den Zeilenanfang im Sender markierenden Synchronismuszeichen bewirkt wird, wurde verlassen und die in ihren Grundzügen auf Lacour zurückgehende Frequenz-Synchronisierung nach zwei Richtungen ausgebaut, einmal als Methode der Frequenzübertragung, zweitens als lokale Synchronisierung.

Bei der ersten wird eine Frequenz im Sender durch den Sendemotor erzeugt, und periodische Zeichen mit dieser Frequenz werden gleichzeitig mit den Bildzeichen zum Empfänger gesandt, um dort die Geschwindigkeit des Empfangsmotors der Geschwindigkeit des Sendemotors entsprechend zu regulieren. Bei der zweiten werden durch durch je eine Stimmgabel im Sender und im Empfänger in sehr präziser Weise Frequenzen erzeugt, die Sende- und Empfangsmotor in ihren Geschwindigkeiten regulieren. Die Stimmgabeln müssen in so genauer Weise auf einander abgestimmt sein, daß keine telegraphische Zeichen während der Bildübertragung für die Synchronisierung gebraucht werden. Die besondere Eigenart der ersten Methoden der Tourenregulierung durch Regulierungsfrequenzen bestanddarin, daß die Motoren mit Wirbelstrombremsen versehen wurden, die die Drehungsgeschwindigkeiten der Motore automatisch mehr oder weniger abbremsen, bis der Motor die der Regulierungsfrequenz entsprechende Umdrehungsgeschwindigkeit hatte. Bezüglich der Tourenreglung sind im übrigen verschiedene Modifikationen ausgearbeitet worden, die im einzeln hier nicht angeführt werden sollen. Für die Apparate der Polizei fiel die Entscheidung zugunsten lokalen Synchronisierung, doch wurde auch der Methode der Frequenzübertragung die nötige Aufmerksamkeit mit Rücksicht auf andere Anwendungen geschenkt; hier mußten besondere Kunstgriffe Anwendung finden, um die Störungen des Bildes durch die gleichzeitig mit den Bildzeichen übertragenen Frequenzzeichen zu vermeiden.

Die Wünsche der Preußischen Polizei gingen dahin, daß die bildsendungen von den Polizeipräsidien abgefertigt würden, und daß auch der Empfang daselbst stattfinden könnte, Es waren daher noch einige Schwierigkeiten zu überwinden, die sich aus der Entfernung der Drahtlosen Sende- und Empfangsstationen von den Präsidien ergaben; da für diese der Kabelweg zur Verfügung stand, mußten die Bilder einen kurzen Teil des Weges über Kabel zurücklegen, während die Überbrückung größerer Entfernungen der Bildzeichen über eine Mittelfrequenz erforderlich, und diese Mittelfrequenz wurde in den drahtlosen Sendern wieder herausgeworfen, da die drahtlosen Übertragungen ohne Überlagerung mit geringere Energien vorgenommen werden konnten. Die durch die Kombination von Kabelübertragung und drahtloser Übertragung verursachten Schwierigkeiten können als überwunden betrachtet werden, und es ist von Bedeutung, daß gerade mit Rücksicht auf die forderung, die drahtlosen Übertragungen mit möglichst geringen Energien zu bewirken, der Empfang mit Hilfe des Saitengalvanometers günstig ist. Dieser Empfang hat für drahtlose Übertragungen noch eine besonderes wertvolle Eigenschaft, er kann bis zu einem gewissen Grade die Störungen durch fremde Zeichen ausschalten und auch die Störungen atmosphärischer Art (Fadings) vermindern, wenn es sich um die Übertragung von Schwarz und Weiß handelt. Die photographische Reproduktion im Empfänger hängt davon ab, daß eine feine Öffnung des Empfangskastens durch die Fadenblende des Saitengalvanometers frei gemacht oder verschlossen wird. Es ist hier nun möglich, die Einstellung des Fadens so zu regeln, daß photographische Markierungen nur dann entstehen, wenn die empfangenen Ströme oberhalb einer gewissen Minimalstromstärke sind, während die Markierungen ausbleiben bzw. unbedeutend ausfallen, wenn die empfangenen Stromstärken Bruchteile dieser Minimalstromstärken sind, wie sie von fremden Zeichen nicht allzu großer Intensität herrühren können, daß ferner auch keine erheblichen Intensitätsunterschiede in den Markierungen auftreten, wenn ein gewisses Intensitätsmaximum überschritten wird. Um diesen Vorteil für richtige Photographien ausnützen, müssen sie als Schwarzweißbilder gesandt werden, also als Rasterbilder, mit Rücksicht darauf, daß bisher andere Methoden, getönte photographische Zeichen in Zeichen gleicher Intensität aber verschiedener Dauer automatisch umzuwandeln, noch Schwierigkeiten bereiten.

Die Anwendungen der Bildtelegraphie von Porträts und Fingerabdrücken von Übeltätern oder anderen bildlichen Darstellungen, wie Tatbestandsaufnahmen und dergleichen, sondern sie erstrecken sich auch auf Übertragungen gewöhnlicher Telegramme. Die Telegramme werden auf der Sendestation mit der Schreibmaschine oder mit der Hand geschrieben. Im Empfänger erhält man sie automatisch in genauer Kopie. Wenn auch manchen Systemen der Schnelltelegraphie in bezug auf die Transmissionsgeschwindigkeit noch viele Möglichkeiten offen stehen, kann doch die bildtelegraphische Übertragung schon jetzt mit den gebräuchlichen Systemen der Schnelltelegraphie die Konkurrenz aufnehmen; sie hat sogar eine Reihe besondere Vorzüge. Einmal erspart sie Personal; denn die gewöhnliche Schnelltelegraphie müssen die Telegramme im Sender erst besonders präpariert oder besonders geschrieben werden, bei der bildtelegraphischen Übertragung wird das Schriftstück im Original auf die Sendewalze gelegt und automatisch übertragen. Zweitens geht die Übertragung mit einer größeren Sicherheit vor sich. Da bei der bildtelegraphischen Übertragung jeder Buchstabe aus 100 bis 200 Zeichen zusammengesetzt ist, macht es nicht aus, wenn gelegentlich Fehlzeichen vorkommen, der Buchstabe bleibt doch leserlich, während er bei den gebräuchlichen Systemen der Schnelltelegraphie im allgemeinen durch ein einziges Fehlzeichen verändert wird.

Dieselben Apparaturen, wie sie für die Polizei zur Anwendung kommen, sind für die Übertragungen der illustrierten Presse zweckmäßig, bei der es ja auf Qualitätsübertragungen mit großer Transmissionsgeschwindigkeiten ankommt. Für die Übertragungen zu militärischen Zwecken und für die Übertragung meteorologischer Karten kann manchen Fällen der Ersatz des photographischen Empfanges durch den elektrochemischen Empfang zweckmäßig sein. Aus diesem Grunde hat die C. Lorenz Aktiengesellschaft auch dem elektrochemischen Empfang besondere Aufmerksamkeit zugewandt, vor allem in der Auswahl zweckmäßiger Empfangspapiere, die mit geeigneten Lösungen getränkt werden, ferner auch in der Richtung, daß das Aufwickeln des Empfangspapieres auf Zylinder vermieden wird und ein ebener Vorschub des Empfangspapieres stattfinden kann. Der elektrochemische Empfang, der auch für den in Deutschland zur Zeit eingestellten Bildrundfunk in Betracht kommt, wird mit der photoelektrischen Sendung kombiniert. Auch hier wurden Spitzenleistungen erzielt, sowohl hinsichtlich der Transmissionsgeschwindigkeit, wie auch auf die Qualität der Empfangsresultate. Für manche Zwecke, z.B. die Sendung von Skizzen aus Flugzeugen, kann schließlich der Ersatz der phototelegraphischen Methode durch die alte telautographische Sendemethode zweckmäßig sein. Für diese Zwecke wurden in Kombination mit photographischen Empfängern Lorenz-Korn-Sendeapparaten von geringem Gewicht konstruiert, die namentlich in Spanien und Italien bei Übertragungen der Aeronautik vorzügliche Resultate ergeben haben.

Das elektrische Fernsehen befindet sich noch in einem vorbereitenden Stadium (consider that this paper had been prepared in late 1929 or in early 1930, AOB); es ist zur Zeit noch nicht möglich, die Fernsehbildchen aus mehr als 1000 bis 2000 Bildelementen zusammenzusetzen. Solche Bilder können bei dem großen, dem Fernsehen entgegengebrachten Interesse für eine gewisse Anfangszeit die Funkamateure unterhalten und versuchsweise eine Einführung im Rundfunk rechtfertigen, für praktische Zwecke dürften sie keinesfalls ausreichen. Für eine Lösung des fernsehproblems wird es erforderlich sein, Hunderttausende oder selbst Millionen von Zeichen pro Sekunde mit einiger Präzision zu übertragen. Vielleicht kann einaml hier die Ultra-Kurzwellen-Technik, die gerade bei der C. Lorenz Aktiengesellschaft mir Erfolg vorwärtsgeführt wird, zusammen mit einer Vielfach-Zeilen-Abtastung entscheidende Fortschritte bringen.

 

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